Spätsommerliches Bike-Bergsteigen

Ich mag den Herbst, ganz ehrlich. Im September beginnen sich die Blätter zu färben, die „Liftwanderer“ werden weniger, kurz-kurz ist meistens genau richtig ohne im eigenen Saft zu schmoren und die Fernsicht ist einfach phänomenal. Kein Dunstschleier mehr, keine Hitze, einfach klare Luft und Ruhe.

Klar dass da nochmal eine Bikebergsteig Tour her musste um die oben genannten Vorzüge ausgiebig zu genießen. Und so folgte ich gerne der Einladung von Herwig, einen seiner Hausberge („Des is a Standardrunde“) mit geschultertem Bike zu erklimmen. Halt, eigentlich handelte es sich um sogar zwei Berge. Zwei Gipfelkreuze am selben Tag ist ja auch nicht besonders häufig. Ein weiterer Beweggrund, meinen Bus, samt eingeladenem Bike und Equipment, am zweiten Septemberwochenende nach Villach zu kutschieren und zu einer netten Tour mit noch netteren Leuten aufzubrechen.

Dieser Tag entpuppte sich im Nachhinein als Treffen dreier Touren- und Fahrtechnikanbieter, denn neben Herwig vom Radlager, waren auch noch Maria und Rene von bikefex, und meine Wenigkeit als Vertreter von trailproof dabei. Und so gab es einiges zu besprechen, Pläne für die nächste Saison wurden erläutert, Kooperationen angebahnt und generell über die Zukunft des Bikens in Kärnten sinniert. Neben den „Nebenberufsbikern“ waren natürlich auch noch weitere Radenthusiasten dabei: Flo, der anscheinend Kärntner Mädels aufreißen will (jedenfalls übte er eifrig den Kärntner Dialekt), Mihi, welcher eigentlich als Guide fungierte und mit slowenischer Muttersprache im Grenzgebiet zum Nachbarland sehr hilfreich war, und Fabian, Villach- und Bikebergsteig-Neuling, mit Biketrageaversion. Begleitet wurden wir von den Vierbeinern Jojo und Rika.

Etwas später als geplant ging es dann auch los, zunächst auf Asphalt, bald aber Schotterautobahn. Durch die große Gruppe wurden uphill natürlich keine Rekorde gebrochen, was aber angesichts der noch kommenden Trage-Höhenmeter durchaus gut war. Nach einer ersten steilen Rampe folgten sogar wieder Abschnitte, die aufwärts, oder flach den Hang entlang gefahren werden konnten. Alles in allem war es aber meist effizienter das Bike einfach geschultert zu lassen – zum Leidwesen von Fabian. Nach ca. drei Stunden war dann endlich der erste Gipfel erreicht und es bot sich uns eines der besten Panoramen Kärntens. Alle Villacher Hausberge, die Städte Villach und Klagenfurt, Faaker- und Wörthersee, alles war dabei… vielleicht die bessere Kärnten Werbung 😉 Die Tatsache dass die Aussicht besser als am Dobratsch oder der Gerlitzen ist, kommentierte Maria trocken mit: „Wenn alle Häuser schen san, und ans is schiach, dann is ja a am besten du wohnst im schiachen.“

Nach einer Stärkung die an Kindheitstage erinnerte (Kohlrabi, Paprika, hartgekochtes Ei und Schokolade – nein, es war keine Schwangere dabei) machten wir uns an die Abfahrt zum Sattel, die sich sogleich als steil und geil herausstellte. Wir hatten aber immer noch nicht genug. Also beschlossen Mihi, Herwig, Flo, Rene und ich, auch noch den zweiten Gipfel in Angriff zu nehmen. Die beiden anderen blieben am Sattel und ließen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Wir hatten also noch ca. 100hm Aufstieg vor uns, und schon nach der ersten Kurve wollte ich mein Bike liegen lassen. „Keine Chance da später runterzufahren“ dachte ich. „Schon gar nicht mit Klickpedalen“. Kurze Einstige zu den Schlüsselstellen, sehr hohe Steilheit und grobe Stufen machen eindeutig Flat Pedals zur ersten Wahl. Aber erstens kommt es meist anders und zweitens als man denkt, und siehe da ich fuhr weit mehr als erwartet und bin im Nachhinein zufrieden und froh dass ich die Plackerei doch mitgemacht habe.

Der finale Downhill zurück zu den Autos ist einfach allererste Sahne. Technisch herausfordernde Spitzkehren, ein hammermäßiger Flowteil in der Mitte und Kollegen die sich gegenseitig pushen; so soll es sein! Glücklich und fast unverletzt (Mihi musste zweimal kurz sein Bike verlassen, und Rene’s Schienbein hatte Feindkontakt mit einem Stein) kamen wir schließlich dort wieder an, wo wir am Morgen gestartet waren. Alle mit einem fetten Grinser und einem weiteren geilen Tag in den Bergen.

Danke Herwig und Mihi für die Einladung und fürs Guiding! Es war sicher nicht unsere letzte gemeinsame Tour…